Dieses Gebäude in der Schlegler Neubauernsiedlung hat Silvio Riedel zum Material- und Getreidelager umgebaut. © Foto: Jan Lange
Gelagert wird es in einem Stallgebäude in der Schlegler Neubauernsiedlung. Das lange leer stehende und vom Verfall bedrohte Haus ist
extra dafür saniert worden. Die Suche nach dem passenden Objekt, Erwerb, Beantragung von Fördermitteln und die Sanierung nahmen
etwas fünf Jahre in Anspruch.
Gut ein Dutzend riesiger Säcke wartet in dem früheren Stall auf seine Verarbeitung. Die erfolgt in der Rennersdorfer Mühle. "Von dort
beziehe ich schon immer das Mehl", erklärt der Bäckermeister. Nun mahlen sie für ihn das Emmer-Mehl, das in seiner Backstube in
Hirschfelde zum Einsatz kommt.
"Jahrhundertelang arbeiteten Bauern, Mühlen und Bäcker zusammen", meint der 51-Jährige und fragt sich, warum das nicht auch heute so
sein kann. Bereits vor fünf Jahren begann dieser gemeinsame Prozess, damals wurde auf den Feldern in Schlegel normaler Weizen
angebaut. Doch Silvio Riedel wollte gern eine ursprüngliche Sorte verwenden, um die Semmeln wie in früheren Zeiten zu backen. So kam
er auf den Emmer. 2020 wuchs der erstmals auf den Feldern, und wird jetzt nach und nach verarbeitet. Ebenso wie Waldstaudenroggen-
Mehl. Beim Waldstaudenroggen handelt es sich auch um eine alte Getreidesorte. Die bezieht er aus Ostritz. Sie passe gut in sein Konzept.
Nicht nur Kunden aus dem näheren Umkreis
Riedels Backwaren aus Urgetreide finden immer mehr Liebhaber. Für die "Backpfeifen" kommen die Kunden sogar bis aus Oderwitz, dem
Zittauer Gebirge und Olbersdorf nach Hirschfelde. Ein großer Kundenkreis für eine kleine Bäckerei wie die von Silvio Riedel.
Früher gab es seine Backwaren auch in Zweigstellen in der Zittauer Frauenstraße und im Diska-Markt in Hirschfelde. Diese beiden Filialen
gab er mittlerweile auf. Einzige Außenstelle ist der Laden in Schlegel. Das Geschäft übernahm er 2015 von Bäckerfamilie Münch. In den
frühen 1990er Jahren arbeitete Silvio Riedel einige Monate als Geselle bei Bäckermeister Münch. Weil er aber auch selbst aus Schlegel
stammt, wollte er den kleinen Laden erhalten. Seit der Übernahme hat er die Öffnungszeiten allerdings stark reduziert - frische Backwaren
gibt es heute nur noch am Samstagvormittag.
Das Stammgeschäft ist und bleibt der Hirschfelder Laden. Den übernahm Silvio Riedel 2002 von seinem damaligen Schwiegervater Konrad
Ast. Seit mindestens 120 Jahren wird an dem Standort gebacken, fand Silvio Riedel heraus. Traditionen sind ihm deshalb wichtig - die
uralten Getreidesorten spielen dabei eine wichtige Rolle.
(Quelle: https://www.saechsische.de/zittau/wirtschaft/riedelbaeck-schlegel-hirschfelde-baecker-5410594-plus.html)
Silvio Riedel in seinem Getreidelager mit Backwaren, für die Urgetreidesorten verwendet werden. © Foto: Jan Lange
Von Jan Lange
Zufriedene Kunden sind für den Hirschfelder Bäckermeister Silvio Riedel das A und O. Vor einigen Tagen konnte er wieder einen Neukunden
glücklich machen. Gern erzählt er von dieser Begegnung. Der Kunde war auf der Suche nach altdeutschen Semmeln. Einige Bäcker testete
er schon, den richtigen hatte er noch nicht gefunden. Nun stand er bei Silvio Riedel im Laden und wollte dessen altdeutsche Semmeln
probieren. Bereits am nächsten Tag kam der Kunde erneut vorbei und berichtete freudestrahlend, dass er die seiner Meinung nach
geschmacklich perfekte Semmel gefunden habe.
Etwa 1.100 Semmeln in zehn verschiedenen Sorten werden in der Hirschfelder Bäckerei pro Woche gebacken. Dazu gehören auch die
"Backpfeifen", für die Emmer-Vollkornmehl verwendet wird. Emmer ist eine der ältesten Getreidesorten. Schon Julius Cäsar und Cleopatra
sollen sich von Broten aus Emmer-Vollkornmehl ernährt haben. Woher damals das Mehl kam, ist leider nicht überliefert.
Bei Bäckermeister Riedel ist alles aus der Region: Anbau, Vermahlung und Produktion finden in einem Umkreis von gerade mal 15
Kilometern statt. "Warum sollen wir Weizen und Mehl von sonst woher anliefern lassen", findet Silvio Riedel. Auf seinen eigenen Feldern
wächst der Emmer. Die Flächen hat er an den Schlegler Agrarbetrieb verpachtet. Die Landwirte bauen für ihn das Getreide an, mähen und
dreschen es.